Gesundheit und Glück in der Ehe



Dr. Eli Josef Schussheim

Die Tora Israels, die das Handeln des jüdischen Menschen von der Geburt und bis zu seinem letzten Tag leitet, braucht keine wissenschaftliche medizinische Genehmigung. Es ist aber interessant zu wissen, dass die Tora-Vorschriften sich ganz genau an die biologischen und physiologischen Gesetze anpassen, nach denen der menschliche Körper funktioniert, was durch moderne medizinische Wissenschaft bestätigt wird. Dieser Schluss trifft besonders auf die Vorschriften zu, die die körperlichen Beziehungen zwischen den Ehegatten regeln, den so genannten ehelichen Beischlaf.

Es gibt eine bemerkenswert genaue Übereinstimmung zwischen der jüdischen Tradition und der Medizinwissenschaft, wenn es um die Einteilung des Menstruationszyklus in drei physiologische Phasen oder Abschnitte geht. Was in der Medizin als „die Regel“ bekannt ist, d. h. der Zeitraum, in dem die Schleimhaut im Innern der Gebärmutter abgestoßen und ausgeschwemmt wird, woraus sich die Blutung ergibt, ist mit dem Zeitraum identisch, der dafür in der jüdischen Tradition festgesetzt wurde, und ebenfalls Regel genannt wird.

Der Zeitraum von sieben Tagen nach der Menstruation, in der Physiologie Proliferationsphase genannt, währenddessen die Gebärmutter die davor zerstörte Schleimhaut wieder aufbaut, ist deckungsgleich mit den sieben sauberen Tagen nach Ende der Blutung laut der jüdischen Tradition.

Die Eisprungszeit, d. h., der Moment, in dem sich die Eizelle aus dem Eierstock löst, findet jeden Monat in der Mitte des Menstruationszyklus statt, um die Schwangerschaft dann und nur dann zu ermöglichen, wenn die Eizelle mit dem männlichen Samen in Kontakt kommt. Dieser Moment entspricht genau der Zeit, da die Frau am Ende der sieben sauberen Tage in der Mikwe untertaucht, wie die jüdische Tradition es verlangt.

Die dritte Phase, die in der Physiologie als Sekretionsphase bekannt ist, beginnt nach dem Eisprung und endet mit dem Eintritt der nächsten Menstruation. In dieser Phase wird die Gebärmutterschleimhaut in Vorbereitung der zur erwartenden Schwangerschaft mittels der Schleimhautdrüsen weiter ausgebaut und verdickt. Auch diese Phase überschneidet sich mit der in der jüdischen Tradition festgelegten dritten Periode, vom Untertauchen der Frau in der Mikwe bis zum Eintritt der nächsten Blutung.

Neben der genauen Übereinstimmung zwischen den drei Phasen des Menstruationszyklus aus medizinischer Sicht und laut jüdischer Tradition, gibt es auch für die traditionellen Vorschriften in Bezug auf die ehelichen Beziehungen während dieser drei Phasen medizinische Gründe.

Es ist kaum nötig, viele wissenschaftliche Gründe zu nennen, warum sexuelle Beziehungen während der Menstruation nicht ratsam sind, wenn man folgende physiologischen Vorgänge im Körper der Frau in diesem Zeitraum berücksichtigt:

● Die Gebärmutter blutet in dieser Phase des Menstruationszyklus. Die innere Auskleidung der Gebärmutter zerfällt und verschwindet.

● Blutgefäße, die sich unter den abgestoßenen Schleimhäuten befinden, sind geöffnet und bluten, was die Gebärmutter in einer Art Schwamm umwandelt, der beim Geschlechtsverkehr eindringende Bakterien in die Blutbahn einsaugt.

● Während dieser Phase des Zyklus ist der Gebärmuttermund leicht geöffnet, um den Ausfluss von Blut daraus zu ermöglichen. Daher ist die Gebärmutter auch in die entgegengesetzte Richtung geöffnet, so dass die Infektion beim Geschlechtsverkehr darin eindringen kann.

● Bekanntermaßen sondert die Scheide eine saure Substanz ab, die als Antiseptikum gegen Bakterien agiert, die von außen eindringen und in die Gebärmutter gelangen können. Diese Substanz verliert ihre Wirksamkeit und bleibt inaktiv während der Menstruation, weil das Blut, welches alkalisch ist, sie neutralisiert.

● Bei der Regelblutung hat die Frau körperliche und auch psychische Symptome, die durch die hormonellen Einflüsse bedingt sind und dazu führen, dass sie natürlicherweise kein Interesse am Geschlechtsverkehr mit ihrem Mann hat.

Wie auch immer vernünftig der Verzicht auf sexuellen Beziehungen während der Menstruation aus der medizinischen und physiologischen Sicht sein mag, welchen Sinn ergibt es, den Geschlechtsverkehr nach dem Ende der Blutung weiter zu vermeiden, d. h. während der sieben reinen Tage, wenn die Blutung vollständig bis zum letzten Tropfen aufgehört hat?

Um diese Frage, die auf den ersten Blick keine Antwort bietet, zu beantworten, müssen wir uns eingehend damit befassen, was sich in diesen Tagen in der Gebärmutter abspielt.

Das Aufhören der Blutung am Ende der Menstruation ist kein Beweis oder Anzeichen dafür, dass die Gebärmutter innen nach dem soeben beendeten Abstoßen der Schleimhaut völlig gesund ist. Der Blutungsstillstand verkündet lediglich, dass das Wachstum neuer Zellen angefangen hat und die Schleimhaut sich wieder entwickelt, nachdem sie zerstört wurde. Dieser Prozess vollzieht sich erst nach sieben Tagen.

Mit anderen Worten, die Gebärmutter erholt sich vollständig erst nach den sieben Tagen der Proliferationsphase, als eine neue Schleimhaut sich auf der Innenseite der Gebärmutter gebildet hat.

Interessanterweise werden die biologischen Prozesse im Körper der Frau vom außerordentlichen Zustand der Gebärmutter während dieser sieben Tage stark beeinflusst. Nach der Menstruation wird das Ei nicht sofort aus dem Eierstock ausgestoßen, sondern in der Regel erst nach den sieben Tagen der Proliferationsphase, d. h. nachdem der Schleimhautaufbau in der Gebärmutter abgeschlossen ist, damit das Ei aufgefangen werden kann. Die darauf folgende Periode, die laut der jüdischen Tradition nach dem Untertauchen in der Mikwe beginnt, ist medizinisch für den Geschlechtsverkehr zweifelsohne am besten geeignet und sinnvoll, und zwar aus folgenden Gründen:

● Die Gebärmutter ist nach der Blutung völlig gesund.

● Es gibt bereits eine neue Schleimhaut im Innern der Gebärmutter.

● Die saure Substanz, die in den Kanal zur Gebärmutter abgesondert wird, sorgt in dieser Zeit für eine wirkungsvolle Desinfektion und bietet maximalen Schutz gegen eindringende Bakterien, die Infektion in der Gebärmutter und den Eileitern verursachen können.

● Da der Eisprung etwa um diese Zeit erfolgt, ist es während dieser Zeit biologisch möglich, die Eizelle zu befruchten, um die biologische Bestimmung der Familie – die Schwangerschaft und die Geburt der Kinder – zu erfüllen.

Obwohl die Tora kein Medizinbuch ist, und der Hauptzweck der Gebote nicht unbedingt darin liegt, die Gesundheit des Menschen zu hüten, ist es erstaunlich, wie überzeugend die Physiologie und die moderne Medizin diese traditionellen Vorschriften zu erklären können, die übrigens zu den irrationellen Geboten zählen.

Nach der Feststellung der Parallelität zwischen verschiedenen Phasen und Perioden des Menstruationszyklus aus der Sicht des jüdischen Religionsgesetzes einerseits und der Medizin andererseits, bietet sich folgende Frage an:

Nimmt die Medizinwissenschaft die Daten ernst die klar und eindeutig beweisen, dass die Einhaltung der Vorschriften für das Eheleben laut der jüdischen Tradition die Gesundheit der Frau positiv beeinflusst und sie vor Krankheiten schützt?

Die Medizin weißt auf die bekannte und anerkannte statistische Tatsache hin, dass Gebärmutterhalskrebs, der noch vor Jahrzehnten die häufigste bösartige Erkrankung bei den nichtjüdischen Frauen darstellte, unter den jüdischen Frauen kaum bekannt war. Die Häufigkeit der Krankheit war äußerst gering, trotz der Zerstreuung in der Diaspora und unabhängig vom Herkunftsland, von der Bevölkerungsgruppe etc.

In den letzten Jahren ist diese schreckliche Krankheit mit Hilfe von Früherkennungsmaßnahmen auf nichtbösartigen Stadien weltweit erheblich vermindert worden, insbesondere durch regelmäßige Routineuntersuchungen der zervikalen Oberfläche und mikroskopische Zelluntersuchungen.

Seltsamer- und unglücklicherweise gab es in den letzten Jahren einen alarmierenden Anstieg der Häufigkeit des Gebärmutterhalskrebses bei den jüdischen Frauen, insbesondere bei den jungen Frauen, und noch stärker bei den gebürtigen Israelinnen.

Jedes Jahr werden in Israel etwa hundert neue Fälle von Gebärmutterhalskrebs bei den jüdischen Frauen entdeckt. Die Krebsforscher, die heute darüber einig sind, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Gebärmutterhalskrebs und sexuellen Beziehungen gibt, erklären eine niedrige Inzidenz der Krankheit unter jüdischen Frauen noch vor ein paar Jahrzehnten durch die einzigartige Form des ehelichen Verkehrs mit den Trennungsperioden, die nur bei Juden vorhanden ist. Noch vor wenigen Jahrzehnten war solch ein Lebensstil selbstverständlich und fast ausnahmslos für alle jüdischen Frauen in allen Ecken der Welt, einschließlich Frauen, die sich nicht besonders über die Einhaltung anderer Gebote kümmerten.

Die Krebsforscher weisen darauf hin, dass der Verlust der bekannten Immunität der jüdische Frauen gegen diese schreckliche Krankheit und eine steigende Morbidität in den letzten Jahren auf die mangelnde Aufrechterhaltung der traditionellen Vorschriften für die ehelichen Beziehungen in den letzten Jahrzehnten sowie auf die grenzenlose Permissivität unserer Zeit zurückzuführen ist.

Auch für die Männer bringt die Einhaltung der jüdischen traditionellen Vorschriften gesundheitliche, körperliche und geistige Vorteile. Wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass Potenzstörungen weit häufiger auftreten, wenn Geschlechtsverkehr oft und ohne Regime und Trennungsperioden stattfindet, als wenn die jüdischen traditionellen Vorschriften eingehalten werden. Die regulären Pausen im ehelichen Verkehr erfrischen und stärken den Mann und erneuern seine Kräfte. Dies hilft ihm, seine eheliche Pflichte auch im Alter erfolgreich zu erfüllen.

Die traditionellen Vorschriften in Bezug auf die ehelichen Beziehungen sind im Einklang nicht nur mit der Physiologie der Frau, sondern auch mit der Psychologie.

Neben einer positiven Wirkung auf die körperliche Gesundheit der Ehegatten haben diese Vorschriften einen positiven Einfluss auf ihre psychische Gesundheit und insbesondere auf die gegenseitige emotionale Beziehung zwischen ihnen. Beim oberflächlichen Hinschauen wird man sich wundern, wie eine vollständige physische Trennung zwischen den Ehegatten für fast zwei Wochen die Beziehung zwischen Ihnen positiv beeinflussen kann!

Der Schluss, dass ein solches Benehmen der Ehegatten zur Lockerung der gegenseitigen Beziehung zwischen ihnen führen wird, wäre zu voreilig, da in der Wirklichkeit nichts in der Art passiert.

Warum? Der Mensch, als das vollkommenste Geschöpf auf Erden, ist durch Großartigkeit und edle Eigenschaften gekennzeichnet, und trotzdem hat er seine Schwächen und negative Eigenschaften. Eine davon ist seine Unfähigkeit, ständig Freude und Befriedigung an Dingen und Aktivitäten zu empfinden, die zur Routine gehören, selbst wenn sie ihm sehr gefallen. Sobald ein Vergnügen zur Routine wird, verliert es die Fähigkeit zu befriedigen und zu begnügen, so dass der Mensch jegliches Interesse daran verliert und sich sogar davon angewidert fühlt.

Diese menschliche Schwäche ist von einem der bekanntesten Weisen Tanna Rabbi Meir beschrieben worden, der im Traktat Nidda 30b des babylonischen Talmud sagt: Weshalb hat die Tora die siebentägige Trennung verordnet? Weil [der Ehemann sich sonst] an sie gewöhnt hätte, und sie wäre ihm zuwider geworden (Raschis Kommentar: scheußlich). Die Tora sagt: die Ehefrau soll für den Ehemann sieben Tage verboten sein, damit sie für ihren Mann genauso anziehend bleibt wie an dem Tag, als sie unter dem Hochzeitsbaldachin stand.

Tanna Rabbi Meir hat sehr genau die psychologische Schwäche des Menschen erfasst, als er schilderte, was passieren würde, wenn die Tora den ehelichen Verkehr und die körperliche Nähe während eines Teils der Menstruationszyklus nicht verboten hätte. Dann würden die ehelichen Beziehungen zur Routine, und der Ehemann würde jegliches Interesse daran verlieren und sich davon angewidert fühlen. Laut Rabbi Meir hat die periodische Enthaltsamkeit vom ehelichen Beischlaf nicht nur keinen negativen Einfluss auf das Vergnügen und die Befriedigung davon, sondern bietet den Ehegatten eine Möglichkeit, den einmaligen und schönsten Moment im Leben – die Hochzeitsnacht – jeden Monat zu wiederholen. Somit bietet die jüdische Tradition eine Möglichkeit, die erhabenen Gefühle und Emotionen dieses schönen Moments jeden Monat wieder zu erleben, als ob man Flitterwochen jeden Monat des Ehelebens stets aufs Neue haben könnte. Rabbi Meirs Worte zeigen, wie die Tora auf Eigenschaften der menschlichen Seele Rücksicht nimmt und dem jüdischen Menschen eine Formel bietet, die die Beziehung zwischen den Ehegatten vor dem Alltag schützt. Dann hält Langweile, die als verheerendster Faktor für das Familienleben gilt, sich von der jüdischen Familie fern.

Laut der jüdischen Tradition stellt der eheliche Verkehr zwischen den Gatten eine natürliche, fundamentale und heilige Aktivität dar, die keineswegs vermieden oder ignoriert werden darf. Er ist aber weder das wichtigste, noch das einzige Mittel bei der Entwicklung der gegenseitigen Beziehung. Schließlich handelt es sich nur um einen Ausdruck des menschlichen Triebs und nicht um das Gegenbild der geistigen Liebe, die zwischen den Ehegatten herrscht.

Obwohl die Tora eine zeitweilige Vermeidung des ehelichen Verkehrs, der einen physischen Ausdruck der emotionalen Beziehung zwischen den Ehegatten darstellt, geboten hat, ermöglicht sie ihnen während dieser Zeit, eine zarte Verbindung zu kultivieren, gegenseitige Zuneigung, Liebe und Anteilnahme zu zeigen, aber ohne dass dies im körperlichen Kontakt zum Ausdruck kommt.

Das Verhalten im Einklang mit der jüdischen Tradition, laut welcher der körperliche Kontakt zwischen den Ehegatten während eines bestimmten Zeitraums verboten ist, hat nicht nur keinen negativen Einfluss auf die Beziehungen und die gegenseitige Verbindung zwischen den Ehegatten, sondern im Gegenteil festigt es das geistige und emotionale Band zwischen ihnen, ihre Liebe, die Zuneigung und das gegenseitige Verständnis. Dadurch entsteht eine gesunde und angenehme Atmosphäre der Sehnsucht nacheinander, die die gegenseitige Leidenschaft in der Vorfreude auf die nächste Begegnung fördert, die neue Höhen von Vergnügen, Befriedigung und wahrem Glück mit sich bringt, und zwar das ganze gemeinsame Leben lang.