Rabbi Zwi Kahana

Gerechter Gaon Rabbi Zwi Kahana


Mensch der Wahrheit, 1922-1996




Es wäre unmöglich, die erhabene Persönlichkeit des Rosch-Jeschiwa, des Gaons Rabbi Zwi Kahana Z’l in diesem Artikel erschöpfend darzustellen. Sein Leben war ein langes, ununterbrochenes Gewebe von Ergebenheit zum Ewigen durch beständige, hartnäckige Selbsterziehung, verbunden mit dem Wunsch, seiner Familie, seinen Schülern sowie, angesichts seines großen Einflusses, allen anderen um ihn herum möglichst viel beizubringen.

Rabbi Zwi Kahana wurde 5682 (1922) in Sarny, einem russischen Städtchen in Wolhynien, als Sohn von Aharon Gad (Godel) (הי”ד) und Lea (הי”ד) Gruschka geboren.

Jugend und Ausbildung während des 2. Weltkrieges



Es war die Selbstaufopferung seiner Eltern für seine Bildung, die ihn während der Kriegsjahre rettete. Er erzählte, dass er nach dem Ausbruch des Kriegs (am Tag des Laubhüttenfestes 5700 (1940)) einen Mitschüler begegnete , , der ihm mitteilte, dass die Jeschiwa nach Wilna (die damals an Litauen fiel) umzieht und schlug ihm vor, zusammen zur Jeschiwa zu fahren. Die Idee, in dieser Zeit in ein fremdes Land zu fahren und sich von der Familie zu trennen gefiel keinem. Der einzige, der die Idee für gut hielt, war sein Vater, der schon einige Eindrücke von den Kommunisten bekommen hatte und sich keine Illusionen über die Lage der Religion in der nahen Zukunft machte. Er ermutigte also seinen Sohn, nach Wilna zu fahren. Später stellte sich heraus, dass dies ihn vor der Katastrophe rettete. Der Vater, die Mutter und alle Geschwister (ausser ein Bruder, den er nach dem Krieg wieder traf) wurden von den Nazis in Sarny ermordet.

In seiner Jugend lernte er an der Stoliner Jeschiwa bei Rabbi Schlomo Slawin (הי”ד), danach an der Jeschiwa Ohel Tora in Baranowitsch beim berühmten Rabbi Elchonon Wasserman (הי”ד) und anschließend an der Jeschiwa Mir, mit der er während der Katastrophe ins Exil nach Schanghai floh. An dieser Jeschiwa wurde er mit seinen Lehrern, dem Rosch-Jeschiwa Rabbi Elieser Jehuda Finkel Z‘l, der ihn wie ein Vater behandelte, und dem Maschgiach Rabbi Jeheskel Lewenschtein Z‘l sehr vertraut, zu denen er eine große Nähe empfand und von ihren Thorakenntnissen und erhabenen Persönlichkeiten lernte.

Mir Jeschiwa in Schanghai

Die Jeschiwa Mir im Exil in Schanghai, China – 1941.



Alia nach Israel



Nach dem Ende des Kriegs verließ er 5706 (1946) Schanghai und fuhr nach Frankreich, wo er etwa zwei Jahre in Bailly und Aix-le-Bains lebte. Im Winter 5708 (1948) reiste er ins Gelobte Land. Wegen der damaligen Ereignisse und der Belagerung von Jerusalem, gelang es ihm nicht, nach Jerusalem zu kommen, und er landete in der Jeschiwa Slobodka in Bnei Brak. Dort schloss er sich den Lehrern Rabbi Aisik Sher Z‘l, und Mordechai Schulman Z‘l, an.
5710 (1950) heiratet er Chasida Arieli, Tochter des berühmten Rabbi Yitshak Arieli. Nach der Hochzeit nahm der jungverheiratete Mann sein Studium an der Jeschiwa Mir in Jerusalem wieder auf und lernte zusammen mit dem Gaon Nochum Perzowitsch. Später begann er seine Lehrertätigkeit an verschiedenen Orten in Israel und 5724 (1964) eröffnete seine eigene Jeschiwa Harej-Jehuda in der Ortschaft Beit-Meir.

Mensch der Wahrheit



Wenn wir seine Arbeit und seinen Lebensweg zusammenfassen, scheint sein ganzes Leben ein Selbststudium ohne Verweigerungen und Faulheit darzustellen. Vom Verschieben auf Morgen gab es keine Rede. Was nötig war, sollte am gleichen Tag erledigt werden. Und das alles wegen seines Strebens nach Wahrheit, das sich auch darin ausgeprägt hat, dass er Lügen, Übertreibungen und jegliche Abweichungen vom Weg der Wahrheit nicht leiden konnte.

Diese Lebensweise kommt zum Ausdruck in seiner tiefen Hingabe an die Schüler. Die ganze Woche übernachtete er in der Jeschiwa (außer einem kurzen Besuch zuhause in der Woche und einem nach dem Schabbatausgang) und verbrachte nur jeden dritten Schabbat zuhause. Täglich hatte er sechs Lehrveranstaltungen in Gemara, Tanach oder Mussar.

Seine Methode bestand darin, jedem Schüler gegenüber ohne Rücksicht auf seine Art Vertrauen zu hegen, weil sich in jedem ein großes Licht mit einem zu entfaltenden Potential verbirgt, dessen Verwirklichung zum Wachsen und Blühen führt. Als ein großer Pädagoge und kreativer Erzieher, kannte er alle Stärken und Schwächen seiner Schüler und war für sie, sozusagen, wie jener Engel, der eine ihm anvertraute Pflanze berührt und sagt „wachse“.

Rabbi Kahana mit seinen Schulern in der Jeschiwa Harey Yehuda

Rabbiner Zwi Kahana und Schüler arbeiten im Feld neben der Jeschiwa.

Eine zentrale Rolle in seiner Erziehungstätigkeit, sei es bei der Erziehung der Schüler oder im Rahmen der Selbsterziehung, nahm das Thema zwischenmenschliche Beziehungen ein. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, dass man keinem anderen Menschen Schaden zufügt, öffentliche Räume sauber hält, und seine Dankbarkeit denen, die ihm eine Gefälligkeit getan haben, erweist. In der Sauberkeit des öffentlichen Bereich sah der Rabbi eine wichtige Heiligung des G-ttesnamens, indem jeder Mensch der die Jeschiwa besuchte erkennen konnte, dass der Ort des Torahlernens über eine saubere und hygiene Umwelt verfügt. Ungeachtet seines Alters und seiner Position als Rosch-Jeschiwa, hatte er damalas auch selbst die Bereiche der Jeschiwa geputzt und gereinigt und war damit in erster Linie ein Vorbild für seine Schüler. Sein Lebensweg hatte er also nicht nur durch Theorie sondern auch immer mit eigenen Taten an seine Schüler weitergeleitet.

Shiur in der Jeschiwa

Rabbi Kahana leitet ein Schiur in der Jeschiwa. Rabbiner Ehrenberg, damals ein junger Schüler, vorne links im Bild.



Wenn er in der Synagoge, wo er betete, reparaturbedürftige Bücher sah, nahm er sie mit nach Hause und band sie ein oder reparierte sie, als Dankbarkeit an den Ort, wo ihm eine Gefälligkeit gemacht wurde. Einmal wandte er sich an seinen Sohn, der an der Jeschiwa Ponewesh studierte, und sagte ihm: „Du bekommst so viel von der Jeschiwa, was machst du für die Jeschiwa als Dankbarkeit?“ „Ich weiß nicht, was kann ich da machen“, antwortete der Sohn. „Nächstes Mal, wenn ich dich in der Jeschiwa besuche, werden wir zusammen überlegen, was du machen kannst“. So hatte es sich ergeben, dass sie bei seinem nächsten Besuch in der Jeschiwa Ponewesh den Staub, der sich auf der riesigen und prächtigen Thoralade der Jeschiwa gesammelt hat wischten.

Mit seinen Schülern war er stets aufs engste verbunden. Viele Jahre nachdem sie die Jeschiwa verlassen hatten, standen sie mit ihm in Verbindung und ließen sich über alle wichtigen Lebensereignisse beraten. Und er beriet sie entgegenkommend und mit großer Geduld. Bis zum Ende seiner Tage gab er seine Erziehungstätigkeit, sei es die Selbsterziehung, die Erziehung seiner Schüler oder Familienmitglieder, nicht auf, einerseits aus Beharrlichkeit, andererseits aus Liebe, wobei sein Geist als erzieherische Inspiration für seine Umwelt diente.

Er war vorbildlicher Familienmann und sehr mitfühlend. Seine Familie liebte er von ganzer Seele. Er pflegte viele Geschichten über die Vorsehung Gottes während der Kriegsjahre und auch später in seinem Leben zu erzählen. Diese Vorsehung auf jedem Schritt und Tritt zu merken, war für ihn eine grundlegende Komponente der Ausübung der Pflichten gegenüber dem Schöpfer. Ganz im Einklang damit hat er sein Leben als eine für ihn persönlich bestimmte Art von Vorsehung angesehen.

In keiner Situation haben ihn Gelassenheit, Seelenruhe und außergewöhnliche Geduld verlassen. Er hat täglich verschiedene Bereiche der jüdischen Tradition studiert, darunter Gemara, Aggada, Mussar, Halacha und andere. Man konnte ihn in seinem Zimmer lange Stunden ohne Müde zu werden lernend sehen. Auch in seinem Gebet verfügte er über die gleiche Selbstbeherrschung. Jedes Wort war für ihn wie eine kostbare Münze, als er vor seinem Schöpfer im Gebet stand.

Er war gut bekannt mit den geistigen Anführern des jüdischen Volkes, die ihn in ihre nächste Umgebung zogen, insbesondere mit dem Chason Isch Z‘l, dem Brisker Rov Z‘l, dem Maschgiach Rabbi Jecheskel Levenschtein Z‘l, dem Rabbi Aisik Scher Z‘l, dem Rabbi Mordechai Schulman Z‘l, und vielen anderen.

Am 4. Tischrej 5757, kurz vor dem Versöhnungstag ist es ihm noch gelungen, an einem Gespräch mit den Absolventen der Jeschiwa in Bnej-Brak teilzunehmen und morgens am 5. Tischrej 5757 (18.09.1996) eine Rede vor den Schülern der Jeschiwa in Beit-Meir zu halten. An dem Abend, einige Stunden, nachdem er zurück nach Hause kam, kniete er plötzlich, fiel und gab seine Seele dem Schöpfer zurück, mit einem guten Namen und begleitet von seinen zahlreichen gerechten Taten, während seine zahlreichen Bekannten und Verehrer sich nicht trösten ließen.

ת.נ.צ.ב.ה.