Vor dem Hintergrund des Bedarfs an jüdischer Infrastruktur in Berlin, habe ich vor einigen Jahren neben meiner Tätigkeit als Gemeinderabbiner den Gemach Schoraschim gegründet. Gemach Schoraschim ist als gemeinnütziger Verein „Schoraschim e. V.“ eingetragen. Schoraschim bedeutet auf Hebräisch Wurzeln. Gemach ist eine Abkürzung für das hebräische Gemilut Chassadim und steht für die helfende Handreichung, für das Erweisen von Barmherzigkeit. Gemilut Chassadim ist eine grundlegende soziale Norm des jüdischen Lebens. Güte zu Erweisen, ist ein Gebot, das ein Mensch im besten Falle erfüllt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Die Verpflichtung zu diesem Gebot gilt ständig. Beispiele für Gemilut Chassadim sind z. B. das Kleiden der Nackten, das Ernähren der Hungernden, das Bestatten der Toten, der Krankenbesuch und das zinslose Darlehen. Gemilut Chassadim ist umfassender als ein Almosen (Zedaka) für die Armen. Die bedingungslose helfende Handreichung schließt auch die Wohlhabenden mit ein. Während Zedaka nur den Lebenden zuteil werden kann, reicht Gemilut Chassadim über den Tod hinaus. Ein Almosen ist ein Geldbetrag – die helfende Handreichung kann in monetärer Form wie als Handlung geleistet werden. Gemach Schoraschim wirkt in allen Bereichen des jüdischen Lebens in Berlin – er hilft in der Not, unterstützt nach seinen Kräften jüdische Aktivitäten und Ereignisse, für die keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen.