Der jüdische Kalender zählt die Jahre ab dem Zeitpunkt der biblischen Schöpfung der Welt, die Hillel II. nach den biblischen Chroniken auf das Jahr 3761 v. Chr. festlegte. Dadurch befindet sich der jüdische Kalender bereits im sechsten Jahrtausend.

Das jüdische Jahr (mit der jeweils nächst höheren Jahreszahl) beginnt im Herbst mit dem ersten Tag des siebten Monats Tischri. Er heißt Rosch Ha-Schana („Haupt des Jahres“). Als erster Monat des Jahres wird hingegen der Frühlingsmonat Nissan bezeichnet, nach der biblischen Tradition der Monat des Auszugs der Israeliten aus Ägypten (Ex 12,2).

Der jüdische Kalender gliedert sich in Jahre, Monate und Tage. Das ordentliche Gemeinjahr umfasst 354 Tage, die auf 12 Monate mit jeweils 29 oder 30 Tagen aufgeteilt sind. Die Monate sind wie bei einfachen Mondkalendern an den Mondphasen ausgerichtet. Als Lunisolarkalender, der sich am Mondjahr wie auch am Sonnenjahr orientiert, benötigt der jüdische Kalender jedoch eine Schaltregulierung zum Ausgleich für das Mond- wie das Sonnenjahr. Andernfalls wandern Frühlingsfeste durch das Jahr in die falsche Jahreszeit.

Um einen Ausgleich zu dem um 11 Tage längeren Sonnenjahr zu schaffen, wird in einem Zyklus von 19 Jahren siebenmal ein dreißigtägiger Schaltmonat vor dem eigentlichen Adar hinzugefügt. Während der Schaltmonat in jenem Jahr den Namen Adar übernimmt, erhält der 29 Tage umfassende eigentliche Adar die Bezeichnung We-Adar (noch ein Adar) Adar Scheni (zweiter Adar). Als Schaltjahre sind das 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Jahr bestimmt.

Die Schaltjahresregelung ist Ausdruck für die enge Verbindung der jüdischen Feste mit der Jahreszeit. Sie hängen mit ihren Symbolen zusammen und haben Naturereignisse oder landwirtschaftliche Bräuche zum Inhalt, die jedem Fest seinen besonderen Charakter verleihen. So bestimmt die Tora z.B., dass Pessach im Frühling gefeiert werden soll, und die Sukkot-Tage mit der Erntezeit im Herbst zusammenfallen.

Für den jüdischen Kalender dauert ein Tag von Abend zu Abend (nach Bereschit 1:5 „und es war Abend und es war Morgen – ein Tag“). Im früheren jüdischen Kalender endete der Tag, wenn mindestens drei „mittlere“ Sterne sichtbar wurden, die zu einem Himmelsdreieck verbunden werden konnten, wobei sich die Bezeichnung „mittlere“ auf Sterne erster und zweiter Größe bezieht. Unterteilt wird der Tag in 24 Stunden (Sha’a, pl. Sha’ot). Die Unterteilung der Stunde erfolgt jedoch nicht in 60 Minuten, sondern in 1080 Teile (chalakim). Eine Minute dauert demnach 18 Chalakim.

Die Stunden des Tages sind in zwei Teile unterteilt: Tages- und Nachtsstunden. Jeder Teil zählt 12 Stunden. Damit sind die Stunden nicht gleich lang. An einem Sommertag kann eine Stunde 72 Minuten und im Winter 48 Minuten lang werden.