Der Versöhnungstag, Jom Kippur, ist der höchste jüdische Feiertag. Es bildet den Abschluss der zehn Tage der Umkehr, die mit Rosch Ha-Schana beginnen.
Jom Kippur ist ein ca. 25-stündiger Fastentag, der von zusätzlichen Einschränkungen der Gewohnheiten des Alltags begleitet wird (z.B. keine Lederschuhe, kein Gebrauch von Parfüm). Im Gottesdienst am Vorabend wird das Kol Nidre Gebet („Alle Gelübde“) vom Kantor gesungen und von den Betern gesprochen. Mit dem Gebet sagt jeder Einzelne, dass Versprechungen, die er sich selbst und Gott gegenüber nicht eingehalten hat, nun erlöschen werden. Die Menschen beten auch für ihre Verstorbenen und zünden am Vorabend Kerzen für sie an.
Die Synagoge ist wie am Rosch Ha-Schana ganz in weiß gehalten. Die Betenden bleiben den ganzen Tag über in der Synagoge. Während wir sonst sitzend oder stehend beten, werfen wir uns am Jom Kippur viermal vor unserem Richter zu Boden.
Am Ende von Jom Kippur ertönt in der Synagoge ein langer Schofarton. Das Urteil, das Gott an Rosch Ha-Schana über uns gefällt hat, wird von Ihm nun besiegelt. Das Buch des Lebens ist nun verschlossen und die Entscheidung über unser weiteres Leben gefällt. In der Hoffnung auf die erfolgreiche Versöhnung mit dem Ewigen und mit unseren Mitmenschen kehren wir nach Hause.