Wer das Leben der gläubigen Juden von der Seite beobachtet, wird merken, dass ihr Leben geistig und körperlich deutlich gesunder und inhaltsvoller ist (ohne Gewalt, Prostitution, Sucht). Andererseits wäre ein Versuch, diesen Eindruck durch einen bestimmten Aspekt ihres Lebens zu erklären zum Fehlschlagen verurteilt, und in der Regel ist eine solche Behauptung leicht zu widerlegen. Deshalb bieten alle Broschüren und Artikel über die Lebensnotwendigkeit der Familienreinheit eine Mischung aus wissenschaftlichen Fakten, emotionalen Argumenten, Esoterik und falsche Behauptungen.
Aus der Erfahrung ist es bekannt, dass es sehr schwierig ist, negative Gewohnheiten mittels Überredung zu ändern, selbst wenn die Argumente zutreffen und auf Tatsachen beruhen. Beispielsweise rauchen viele Raucher weiter, obwohl ernsthafte Studien den klaren Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs festgestellt haben, und mehrere rabbinische Kapazitäten heute das Rauchen verbieten; ganz abgesehen von der Maßgabe des Gesundheitsministeriums, einen Hinweis auf die Zigarettenschachteln zu drucken, dass Rauchen der Gesundheit schadet.
Es ist eine Tatsache, dass Gebärmutterkrebs unter den jüdischen Frauen im Vergleich zu anderen Nationen seltener vorkommt. Doch missachten viele jüdische Frauen die traditionellen Vorschriften, und trotz eines steilen Anstiegs der Gebärmutterkrebsinzidenz, sieht man keinen Andrang vor den Mikwaot.
Der wahre Grund, die Familienreinheit einzuhalten, ist G-ttes Gebot. Nur als sekundäres Argument kann man diejenigen, die sich weit von der jüdischen Tradition entfernt haben, auf Tatsachen und gesundheitliche Gründen hinweisen. Mag sein, dass sie auf diese Weise die Tradition ernster nehmen werden. Bei alledem sollen wir auf einige Tatsachen aufmerksam machen, die die Gläubigen zur Dankbarkeit und die Zweifelnden zur Anerkennung der Wahrheit anregen.
An dieser Stelle möchte ich eine kurze Einführung machen, um Schwierigkeiten der Faktenrecherche zu unserem Thema zu zeigen. Seit vielen Jahren hat man manche Erkrankungen mit dem Verzehr von unreinen Tieren verbunden. Heute ist es klar, dass die Einhaltung von hygienischen Vorschriften bei Tierhaltung, ständige Kontrollen durch Gesundheitsbehörden und richtige Zubereitung diese Gefahren beseitigen. Nun kann man sehr leicht zum Schluss kommen, dass der Verzehr von Schweinefleisch weder dem Körper noch dem Geist keinen Schaden zufügt. Uns fehlt jedoch ein Forschungsmodell für den Vergleich von zwei Kontrollgruppen: eine Gruppe, die neben dem Verzehr vom Schweinefleisch alle 613 Gebote einhält, und die andere, die alle 613 Gebote einschließlich des Verbotes von übler Nachrede einhält.
In der pädiatrischen und gynäkologischen Literatur führen ähnliche Schwierigkeiten zu einer Meinungsverschiedenheit bezüglich der Notwendigkeit der Beschneidung.
In einem Artikel, der im Jahre 1985 in Year Book of Pediatrics veröffentlicht wurde, steht: There is no absolute medical indicator for routine circumcision of the new-born (German: Es gibt keine absolute medizinische Indikatoren für die routinemäßige Beschneidung von neugeborenen Kindern). Und im Buch Current Obstetric & Gynecologic Diagnosis wird behauptet, dass es den Forschern gelungen ist, Gebärmutterhalskrebs bei Nagetieren durch einen wiederholten Zufuhr von Smegma (d. h. eine Substanz, die sich zwischen der Vorhaut und der Eichel bildet) auszulösen. Klar, dass es auch hier ein Modell für den Vergleich fehlt.
Obwohl die meisten amerikanischen Männer nach der Geburt einer Beschneidungsoperation (Entfernung der Vorhaut) unterzogen werden, richtet sich das sexuelle Verhalten der neuen amerikanischen Gesellschaft kaum nach der jüdischen Tradition, so dass die Entfernung der Vorhaut nur unter bestimmten Bedingungen wirksam zu sein scheint, z. B. genetische und hygienische Bedingungen oder das Sexualverhalten.
Im Wesentlichen können Herzinfarkte durch Gewichtskontrolle nicht verhindert werden, weil der Herzinfarkt von vielen Faktoren verursacht wird. Die Beschneidung ist nur ein kleines Glied in einer langen Kette. Obwohl jeder Arzt, dessen Patienten fromme Juden sind, davon zeugen kann, dass Krankheiten und medizinische Beschwerden wie Geschlechtskrankheiten, AIDS, Abtreibung und Drogensucht bei seinen Patienten nur sehr selten vorkommen, führt man diese Unterschiede mangels wissenschaftlicher Studien immer noch auf andere externe Faktoren zurück, wie z. B. genetische und klimatische Unterschiede u. s. w.
Dennoch denke ich, dass es eine Anzahl von Tatsachen gibt, die unbestreitbar sind:
a) Unter den jüdischen Frauen tritt Gebärmutterkrebs nur sehr selten auf. Die sexuellen Beziehungen wirken sich negativ auf die Krankheit aus, und ein zu früher Beginn der sexuellen Aktivität gilt dabei als wichtiger Risikofaktor.
Gebärmutterhalskrebs tritt viermal häufiger bei Prostituierten als bei anderen Frauen und kaum bei Jungfrauen auf. Wahrscheinlich zählen Smegma und Herpes Simplex Type 2 Virus zu zusätzlichen Faktoren, die die Krankheit auslösen.
b) Ein Endometriumkarzinom (Endometrium – Innenwand der Gebärmutter) tritt bei Frauen ohne Kinder dreimal häufiger auf. Wahrscheinlich gibt es eine vererbte Anfälligkeit zusammen mit dem negativen Effekt der Stimulation durch das Hormon Östrogen, das vor allem in der Zeit vor dem Eisprung produziert wird, um die Innenwand der Gebärmutter für die Aufnahme des Eis vorzubereiten.
c) Geschlechtskrankheiten sind meist Folge von außerehelichen oder homosexuellen Beziehungen (AIDS!).
d) Die wirksamste Vorbeugungsmaßnahme gegen die Endometriose, bei der die Zellen der Innenwand der Gebärmutter an anderen Stellen verteilt und entwickelt werden, was zu wiederholten inneren Blutungen und lokaler Zerstörung (einschließlich der Eileiter) führt, ist bis heute noch gesundheitliche Aufklärung für Jugendliche. e) Frauen ohne Kinder leiden mehr an Brustkrebs als Frauen mit Kindern. Bei Frauen mit drei oder mehr Kindern tritt Brustkrebs seltener auf, als bei Frauen mit weniger Kindern.
f) Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Geschlechtsverkehr mit einer Frau im Zustand der Unreinheit (Nidda) unter guten hygienischen Bedingungen körperliche Schäden zufügt, aber eines ist klar: die zweiwöchige Trennung jeden Monat bedeutet u. A. eine Verringerung von Geschlechtsakten im Leben der Frau, und das hat einen positiven Effekt auf die Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs.
g) Die wachsende Zahl der extrauterinen Schwangerschaften führt man auf Faktoren zurück, die im Familienleben laut der Tora-Vorschriften vollständig fehlen:
1. Zunahme der Infektionserreger im Unterleib.
2. Verwendung von Spiralen zur Empfängnisverhütung, die in die Gebärmutter der Frau eingesetzt werden. Medizinisch gilt die Stillung als die beste natürliche Verhütung, obwohl eine bestimmte Anzahl von Schwangerschaften während der Stillung eintritt, aber auch bei den Spiralen gibt es Pannen, d. h. Schwangerschaften.
Fazit: Es ist klar, dass die Vorschriften der Familienreinheit und das Familienleben nach der Tora positiv auf die Gesundheit wirken, obwohl die Wege dieser Wirkung nicht immer klar sind bzw. nicht erforscht wurden. Beispielsweise liegt keine Studie vor, die die Auswirkungen der koscheren Ernährung auf die menschliche Gesundheit untersucht. Die Erfahrung zeigt, dass der Erfolg eines Rechtssystems davon abhängt, ob die Öffentlichkeit sich um die Einhaltung aller Regeln, sowohl der verständlichen als auch der unverständlichen kümmert. Zwei Fußballmannschaften können nicht miteinander spielen, wenn sie nicht alle Spielregeln einhalten. Die Verkehrsregeln helfen nur, wenn eine jedermann alle Regeln einhält, auch wenn einige davon sinnlos scheinen oder bloß aus einer Tradition stammen (rotes Licht oben, grünes Licht unten). Die Pflege der Familienreinheit schützt nur, wenn alle Einzelheiten, sowohl verständliche, als auch unverständliche beachtet werden.
(Vorabend von Lag baOmer, Jerusalem, 1985)